DEN BLICK SCHULEN

Müssen wir uns immer
wieder mit dem befassen,
was vermeintlich falsch läuft,
schlecht ist, nicht genügt, schadet?
Müssen wir ständig
nach Fehlern suchen und
versuchen, sie zu beheben,
bei uns, bei anderen?
Braucht die Welt unseren kritischen
Blick, unser implantiertes
Problembewusstsein?

Tag für Tag lehrt das Leben etwas anderes.
Es schult meinen Blick für das
Wunderbare dieses Augenblicks. Es
öffnet mein Herz für die freie, unverletzte
Essenz unter allen Verletzungen und
Verwirrungen, bei mir, bei anderen. Es
erzählt von der Vollkomenheit des
Seins, das nicht zwischen perfekt
oder unperfekt unterscheidet. Es
lässt mich erkennen, dass das stärker wird,
worauf sich meine Aufmerksamkeit richtet.

Deshalb schaue in unverwandt auf deine
Größe, auf deinen Mut, auf deine
Einzigartigkeit. Deshalb lausche ich
dem Lied deiner Seele und fühle im Herzen,
was durch dich geboren sein will und
manchmal etwas Hilfe braucht oder
auch nur jemanden, der weiß, dass es da ist.

Früher war ich oft enttäuscht, von mir,
von anderen . . . und in der Enttäuschung
anmaßend. Heute nicht mehr. Ich übe
mich jetzt darin, das Wesentliche im Blick
zu behalten und in seinem Licht
entlarven sich Erwartungen und
Enttäuschungen als Illusion.

Manchmal glaube ich, dass es meine
einzige Augabe ist, das Wesentliche zu sehen,
in dir, in mir, überall . . . Der Rest
ergibt sich dann von alleine. Eine Stimme
in mir rebelliert, findet das naiv und zu
vereinfachend. Mein Herz lacht, weil
das Wesentliche immer einfach ist.